Newsletter Februar 2024

Aktuelles

Verehrte Freunde in der Heimat!

Wie sieht es aus, wie geht es weiter? Fast täglich beginnen die Nachrichtensendungen zu Hause (ich höre gern das Ö1 Morgenjournal) mit neuen Kriegsberichten aus Israel. Was freilich viele Menschen dazu motiviert, ihre geplante Jerusalem-Reise abzusagen. Vor Ort sehen wir die Lage durchaus differenzierter:

Hier trat nach den ersten kollektiven Schockwellen ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Nicht überraschend; auch im Krieg muss das Leben und der Alltag weitergehen. Zum anderen ist die momentane Situation nicht neu: Krieg im Gazastreifen haben wir in den letzten Jahren seit der Hamas-Machtübernahme immer wieder erlebt. Ganz und gar nicht gewöhnen sollten wir uns aber an das tägliche Leid der Menschen im Heiligen Land. Tod und Trauer differenzieren weder nach Volkszugehörigkeit noch nach Religionsbekenntnis. Unser Teil ist bei alledem, die Hoffnung nicht aufzugeben und das in unserer Macht Stehende für den Frieden zu tun: Beten.

Nun muss man nicht sonderlich prophetisch veranlagt sein, um die weitere Entwicklung abzusehen. Der Krieg als solcher wird alsbald enden; die Armee hat angefangen, Soldaten wieder an deren Arbeitsplätze zurückzuschicken. Weitergehen – in kleinerem, aber noch erschreckendem Ausmaß – werden Militäroperationen, um die deklarierten Kriegsziele zu erreichen: Die israelischen Geiseln zu befreien und die Verantwortlichen für das bestialische Massaker innerhalb der Hamas zur Verantwortung zu ziehen.

Für die Menschen vor Ort ist die Lage katastrophal; ohne jeden Zweifel. Ohne jeden Zweifel – davon bin ich überzeugt – hätte es die Hamas in der Hand, dieses Elend zu beenden. Die Heimkehr der israelischen Geiseln würde viele im Land nicht nur trösten und besänftigen, sondern auch den eigentlichen Kriegsgrund ausräumen; der internationale Druck würde größer und der Ruf nach Neuwahlen im Land hörbarer werden.

Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Nachrichten aus Israel über den Krieg kommen nicht mehr an erster Stelle in den Sendungen. Und auch wenn fast jeder Bericht das Wort „Eskalation“ enthält: Sie blieb aus.

Oft denk ich an das alte Diktum: Bad news are good news – für die Medienbranche, die manchmal bewusst zuspitzt, um Aufmerksamkeit zu erreichen. Mit der Realität vor Ort muss das nicht unbedingt was zu tun haben. Doch schaffen solche News neue Realitäten, die uns Menschen in unserer Sichtweise beeinträchtigen und zum Handeln anleiten: Konkret, eine Reise abzusagen. Das verstehen wir gut; und dennoch erleben wir hier vor Ort in Jerusalem, einen fast „normalen Alltag“.

In den letzten Tagen und nun vermehrt im Februar erwarten wir tatsächlich auch Übernachtungsgäste, nicht nur Einkehrende in unser Café Triest. Sie werden kontinuierlich mehr. Ab kommende Woche erweitern wir deshalb auch wieder unsere Öffnungszeiten; die Nachfrage erlaubt es. All das bei unverändert trister Lage und anhaltendem Krieg. Offenbar haben wir uns an die verstörenden Bilder aus den überfallenen israelischen Dörfern entlang der Grenze zu Gaza und aus Gaza selbst gewöhnt. Traurig einerseits, andererseits ein bekanntes Phänomen: Während der Schmerz anhält, lernt man, ihn einzuordnen. Das ist bei Todesfällen in der eigenen Familie so; das ist nicht anders auf das Große eines ganzen Volkes übertragen. Die gerissenen Wunden auf beiden Seiten werden bleiben – und auf lange Sicht, das Vertrauen der Konfliktparteien zueinander massiv beeinträchtigen.

Wir erwarten nun bis Ostern keine Gruppenreisende mehr; bestenfalls Einzelreisende und kleinere Gruppen wie Familienreisen. Sie haben richtig gelesen: die gibt es. Und gibt den Menschen vor Ort wieder Lohn und Brot und die Hoffnung auf Normalisierung und Frieden wieder.

Ich bin gewiss der Letzte, der versuchen würde, jemanden zu einer Reise, die ihm Angst einflößt, zu überreden. Aber wenn Sie dazu beitragen wollen, die Dinge hier zum Besseren zu wenden, dann tun Sie es. Sehen Sie selbst, unter welch diffizilen Kontexten die Menschen hier – und auch wir – leben müssen. Seien wir Teil der Lösung, nicht Verstärker von wechselseitigen Vorurteilen. Davon gibt es hier ohnehin schon genug.

„20 Jahre Rektor Bugnyár“

… als willkommener Anlass die Christen des Heiligen Landes in den Mittelpunkt zu stellen.

Eminenz sollte natürlich recht behalten: Aus meiner ursprünglich interimistischen Berufung zum Rektor des Hospizes in Jerusalem 2004 für nur ein Jahr wurde ein deutlich längerer Zeitraum. Im Mai 2024 jährt sich mein Dienstantritt  an diesem religiös, kulturell, politisch so extrem aufgeladenen Ort zum 20. Mal. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen. Und ich bin alles andere als amtsmüde!!

Der nächste große Wurf der Generalsanierung des Hauptgebäudes ist dem Planungsstadium entwachsen und wird sukzessive ab April 2024 umgesetzt. In einem ersten Schritt kümmern wir uns um das Kellergeschoss, in dem ein schöner, großer, neuer, gut durchlüfteter und heller Speisesaal entsteht.

Unter dem Vorzeichen „meines Jubeljahres“ wird es erwartungsgemäß auch einige besondere Veranstaltungen geben. Mit allzu vielen Details muss ich kriegsbedingt leider noch geizen, da sich aktuell nur schwerlich planen lässt. Ich bin wie immer Optimist und Beter: Dass die Kriegshandlungen ein baldiges Ende finden. Dass sich eine dauerhafte Lösung für die Menschen des Heiligen Landes zumindest am fernen Horizont abzuzeichnen vermag.

In Kooperation mit der Otto von Habsburg – Stiftung planen wir eine Ausstellung für den Mai. Zeitgleich wird eine ungarische Übersetzung meines Buches „Reise nach Jerusalem“ erscheinen. Das freut den „Deutschwest-Ungarn“ in mir natürlich sehr und ist zudem ein unschätzbarer Werbeeffekt für unser Haus über die Grenzen hinweg.

Für September ist ein wissenschaftliches Symposion geplant: An der Wiege des Glaubens – die Kraft des Evangeliums. Ein biblischer, ein pastoraler, ein kirchlicher Blick in die Anfänge der Evangelisierung und Mission im Heiligen Land – verbunden mit einem Blick auf unsere Heimat und die aktuellen Herausforderungen für uns als Christen und Kirche. Den Menschen des Heiligen Landes schenken wir dabei besondere Aufmerksamkeit. Sie sind die „lebendigen Steine“ der Kirche des Ursprungs. Und haben in diesen Monaten nicht wenig an Trauer und Leid erfahren müssen.

Anlässlich meines 20.-jährigen Rektorates erwarten wir auch den einen und anderen honorigen Gast und auf Sie wartet die eine und andere Publikation aus unserer Akademie-Reihe.

Bei alledem soll es mir nicht um „Bugnyar-Festspiele“ gehen oder den siebenundzwanzigsten Aufguss zu unserer Hausgeschichte. Das Jubiläum dient mir als willkommener Anlass, nach Pandemie und Krieg wieder durchzustarten, den Blick auf die Heiligen Stätten zu legen und die Bedeutung dieses Hauses auch für die Kirche in Österreich zu ergründen und bekannt zu machen.

Es wird ein spannendes und lehrreiches Jahr werden – dem noch einige folgen werden. Dafür bin ich dankbar: Dem Protektor des Hauses, Kardinal Schönborn, und meinem Heimatbischof in Eisenstadt, Ägidius J. Zsifkovics.

 

Freundeskreis

Die Österreichische Gesellschaft vom Heiligen Land ist der Freundeskreis unseres Hauses. Ihr erster Präsident war Bundespräsident a.D. Dr. Rudolf Kirchschläger. Aktuell ist es Botschafter Georg Habsburg-Lothringen. Er wendet sich an Sie mit diesen Zeilen: 

Verehrte Freunde unseres Österreichischen Pilger-Hospizes in Jerusalem!

Seit Monaten sehen wir täglich schreckliche Bilder aus dem Heiligen Land und regelmäßig halten wir bei den Abendnachrichten den Atem an. In Sorge um das Wohlergehen der Menschen vor Ort – aber natürlich auch in großer Sorge um unser Hospiz!!

Rektor Markus St. Bugnyár hat sehr bewusst weder zu Beginn des Krieges noch zu einem späteren Zeitpunkt zu Spenden aufgerufen. Die ersten Monate des Jahres 2023 waren ja für das Gästehaus ausgesprochen gut. Die emotional angespannte Krisensituation „ohne Not“ zum eigenen Vorteil auszunutzen, ist ihm fremd.

Nun aber ist der Moment gekommen, den Tatsachen ins Auge zu blicken. In den Monaten Oktober, November und Dezember stand unser Hospiz leer und nur wenige Gäste verirrten sich ins Kaffeehaus. Der Großteil der MitarbeiterInnen sitzt sorgenvoll im unbezahlten Urlaub vor sich häufenden Rechnungen.

Nun sind auch die Reservierungen für das erste Quartal 2024 weggebrochen.

Ostern fällt dieses Jahr sehr früh.

Selbst wenn – was wir hoffen und wofür wir gemeinsam beten! – der Krieg endet:

Das erste Halbjahr 2024 wird für unser Haus in Jerusalem finanziell ein Desaster.

Es ist wiederum Zeit, Sie höflich um Ihren Mitgliedsbeitrag zu bitten.

Es ist auch Zeit, Sie inständig zu bitten, ihn kräftig aufzurunden!

Der Mitgliedsbeitrag liegt unverändert bei 20 Euro pro Jahr.

Ihrer Großherzigkeit sind demgegenüber aber keine Grenzen gesetzt.

Wir lassen unser Pilger-Hospiz und unseren Rektor nicht im Stich; schon gar nicht in diesem Jahr seines 20-jährigen treuen Dienstes für unser Haus in Jerusalem.

Ich danke Ihnen sehr!

Mit allen guten Wünschen für Sie – und auch für die Menschen des Heiligen Landes

Ihr dankbarer

Botschafter Georg Habsburg-Lothringen

P.S. Wenn auch Sie Mitglied werden wollen in unserem Freundeskreis, schreiben Sie bitte an gesellschaft@austrianhospice.com. Wir melden uns umgehend.

 

Präsidentenbesuch Petr Pavel

Am 15. Jänner empfingen wir unseren ersten Staatsgast des neuen Jahres 2024. Der tschechische Präsident Petr Pavel kehrte am späten Abend im Rahmen eines privaten Besuches bei uns ein.  Der Ablauf bleibt dabei immer derselbe: Begrüßung in der Lobby, Einkehr in der Hauskapelle, der Weg aufs Dach, der Blick auf die Heilige Stadt, abschließend – wie es die Zeit erlaubt – ins Kaffeehaus. Präsident Pavel fühlte sich sichtlich wohl bei uns; ließ es sich nicht nehmen, die Zeugen gemeinsamer Vergangenheit in unserem Haus auch selbst mit seinem Mobiltelefon festzuhalten. Neu war dieses Mal der dringende Wunsch des Präsidenten nach einem Gruppenfoto mit unseren Zivis in unserer Hauskapelle.

 

Oase Österreichisches Hospiz

Von Jeremias Knirsch

 „Das Österreichische Pilgerhospiz: Eine Oase in der Altstadt.“ Hält man sich etwas länger im Haus auf, bekommt man des Öfteren mit, wie ein Reiseführer eine Gruppe von Touristen mit diesen Worten in das Hospiz führt.  Sieht man sich um, wird einem natürlich schnell klar, was damit gemeint ist: Der Garten und das Wiener Kaffeehaus stehen im starken Kontrast zum meist turbulenten Treiben auf der Via Dolorosa. Kommt man herein, hat man endlich die Möglichkeit, Ruhe zu finden, kurz innezuhalten und zu verschnaufen.

Wenn der Nahostkonflikt Realität wird

Während man sich für seinen Zivildienst im Ausland vorbereitet, geht einem so einiges durch den Kopf. Eines der Themen, mit denen man sich, wenn man für ein Jahr nach Jerusalem geht, beschäftigt, ist der Nahostkonflikt. Die meisten Bewerber für diese Stelle geben an, mehr darüber lernen zu wollen. Man liest diverse Geschichtsbücher und Zeitungsartikel und denkt natürlich auch darüber nach, ob es nicht sein könnte, im Laufe des Jahres selbst etwas Derartiges mitzuerleben.

Auch wenn man beim Vorbereitungsseminar darüber redet, ist es dennoch – zumindest war es das für mich – etwas Realitätsfernes. Es stellt sich heraus, dass all dies wohl doch nicht so realitätsfern ist.

Die ersten Monate entsprachen einem recht üblichen Zivildienst in Jerusalem. Als ich dann aber am 7. Oktober vom Raketenalarm geweckt wurde, wurde dieses Szenario, mit dem man zuvor nicht ernsthaft gerechnet hätte, eine Realität.

Und dann kommt alles anders als man es sich gedacht hat. Man verliert bis zu einem gewissen Grad die Kontrolle über sein eigenes Leben. Sämtliche Pläne für die nächsten Monate fallen ins Wasser: Der Campingausflug, der für Montag geplant war, der Empfang in der österreichischen Botschaft anlässlich des Nationalfeiertags, die Badeausflüge in Tel Aviv und die Wüstenwanderung mit Pater Gregor mussten bis auf Weiteres verschoben werden. All diese Dinge, die zum normalen Ablauf eines Zivildienstes in Jerusalem und zum Leben eines Jugendlichen gehören, wurden in den ersten Wochen des Krieges durch meist recht monotone Tage in einem beinahe leeren Hospiz ausgetauscht. Die Devise lautete: abwarten.

Als dann die meisten Zivildienstleistenden aufgrund der sich vorerst nicht verbessernden Sicherheitslage und dem Druck ihrer Familien das Land verließen, begann sich die Lage für uns Verbleibende doch etwas ernster anzufühlen. Die Straßen der Altstadt waren zum Großteil leer; die folgenden Wochen voller Ungewissheit. Immer wieder hörte man in den Medien, die Lage könne sich jederzeit verschlechtern – zum Glück tat sie das aber nicht. Die Kollegen kamen Ende November bereits wieder zurück nach Jerusalem und unser Sozialleben normalisierte sich zusehends.

Während all dieser Zeit blieben die Türen des Hospizes jedoch immer offen. Mehr als einmal kamen Gäste zu mir und bedankten sich dafür, dass unser Kaffeehaus nach wie vor in Betrieb war. Besonders zu Zeiten wie diesen wird einem bewusst, wie wichtig es ist, eine solche Umgebung zu haben. Eine Oase in der Altstadt Jerusalems. Ein Platz, an dem man die äußeren Umstände kurz vergessen und Ruhe finden kann.

 

Reise nach Jerusalem

Der unveränderte Nachdruck meiner Ausgabe zum Reisebericht von Kaiser Franz Joseph nach Jerusalem im Jahre 1869 liegt nun vor: Reise nach Jerusalem. Franz Joseph – Politiker, Pilger, Privatier. Mit einem Vorwort von Karl von Habsburg. Zu beziehen im wohlsortierten Buchhandel und direkt beim Be&Be Verlag der Hochschule Heiligenkreuz.

So helfen Sie uns:
Österreichisches Hospiz – Sozialfonds
AT43 1919 0003 0015 0125
BSSWATWW
Österreichisches Hospiz – Bauspende
AT17 1919 0004 0015 0124
BSSWATWW
Ich danke Ihnen sehr!
  
Copyright © Österreichisches Pilger-Hospiz, Jerusalem, Alle Rechte sind vorbehalten
Österreichisches Pilger-Hospiz
Via Dolorosa 37 | 91194 Jerusalem
office@austrianhospice.com | www.austrianhospice.com
Falls Sie den Rundbrief fortan nicht mehr erhalten möchten, können Sie sich hier abmelden.
Hier können Sie Ihr Profil (<<Email Address>>) ändern.

Top