Newsletter April 2024

 

Aktuelles

Ostern. Das Fest der Feste! Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden! In den Straßen Jerusalem erschallt das arabisch-christliche: AlMasih qam. Hakan qam! Was dasselbe bedeutet. Junge christliche Palästinenser rufen es aus voller Kehle und auch in unserem Haus erschallt es.

Ich habe mich seit Corona an eine kleine Schar in unserer Hauskapelle gewöhnen müssen. In manchem Jahr waren es nur unsere jungen Freiwilligen, die an den Gottesdiensten teilnahmen. Dieses Jahr hatten sich wider Erwarten tatsächlich einige Gläubige auch aus Österreich und Deutschland eingefunden; beinahe ein kleines Osterwunder angesichts des Krieges. Auch wenn es klein und bescheiden aussehen mag: Wir haben „das volle Programm“ wie jedes Jahr würdig gefeiert. Den schließlich zählt nicht die Zahl der Teilnehmer, sondern die Auferstehung Jesu, die für jeden einzelnen relevant ist. Das Programm „runterzufahren“ würde bedeuten, unser Bedürfnis nach Heil und Liebe auf Sparflamme zu köcheln. Das wäre nicht „Sinn der Übung“. Mit voller Hingabe waren unsere Ministranten im Einsatz und alle Freiwilligen und lokalen MitarbeiterInnen im Dienst an unseren Hausgästen. Ein kleiner Vorteil zeichnet sich ab: Wenn es weniger Gäste sind, können wir jedem aufmerksamer begegnen. Wenngleich ich gerne gestehe: Ich freue mich schon wieder auf die „normalen Zeiten mit vollem Haus“. Denn darum geht es ja: Die Heiligen Stätten mit den biblischen Texten möglichst vielen erfahrbar zu machen.

 

Gottvertrauen

Die Herren Jünger haben Angst, das Schicksal ihres Meisters teilen zu müssen und ebenso verleumdet zu werden. Einzig die Frauen begleiten ihn unter dem Kreuz. Sie werden auch die Ersten sein, die ihn als den Auferstandenen sehen: Die Bestätigung ihrer innigsten Hoffnung. Offenbar haben sie weniger Angst und deutlich mehr Gottvertrauen, dass sich auch das Scheußlichste noch zum Guten wenden kann. 

Gottvertrauen ist unserer Zeit von Nöten. Nicht nur Frömmlern gibt sie Halt, auch Zweiflern hilft sie auf die Sprünge.

In aller Regelmäßigkeit geht auch unsere Welt unter; zumindest fühlt es sich so an. Da drohen Enttäuschungen in Partnerschaften, Herausforderungen im Arbeitsleben und uns allen die nächste Stromrechnung. Ein Krieg in Europa bereitet uns Kopfzerbrechen, Nachrichten über politische Spannungen und ein neues Aufrüsten erregen die Gemüter. Ein fühlbares Misstrauen prägt unseren Alltag, gegenüber Medien und Nachrichten, der Regierung und der Politik. Die Gratwanderung zwischen Fake News und Vorverurteilungen auf „sozialen Netzwerken“ wird durch künstliche Intelligenz zur täglichen Prüfung.

Komplexe Sachverhalte übersteigen das analytische Vermögen des Einzelnen und befördern einfache Antworten für die breite Masse. Sachliche Nüchternheit ist unser Herangehen nicht mehr, Emotionen und Befindlichkeiten bestimmen die Diskussion. Jede Verschwörungstheorie dünkt uns plausibler als das Eingeständnis, dass sich uns vieles in unserem Leben entzieht. In aller Regelmäßigkeit geht unsere Welt unter – und dennoch lebt sie weiter und wir in ihr. Bloß in welcher Qualität? Frohgemut oder apokalyptisch?

Während das Heilige Land in Gewalt versinkt, feiern wir Ostern in Jerusalem. Israel steht seit dem 7. Oktober unter einem kollektiven Schock, der alte Wunden aufreißt und neuen Hass befördert. Palästinenser in Gaza wie in der Westbank stehen vor einer Zeitenwende, die nichts Gutes verheißt.

Und dennoch predigen wir euch Hoffnung! Auf ein Leben nach dem Untergang. Gottvertrauen ist keine Sache des Glaubens allein. Gottvertrauen ist eine Frage der Entscheidung. Entscheide ich mich, allem Augenschein zum Trotz, am Guten festzuhalten?

Gottvertrauen ist ebenso tägliches Einüben, sodass das Böse nicht Macht über mich gewinnt. Sodass ich einfache Antworten durchschaue, dem Nächsten vertraue und mich selbst achte.

Gottvertrauen – das Vertrauen darauf, dass letztlich alles einen Sinn hat und zu einem guten Ende kommen wird – fehlt unserer Zeit. Sie entlastet das mentale Joch auf unserer Schulter: Da ist einer, dem wir trotz allem vertrauen dürfen.

Die Herren Jünger glaubten den Frauen zunächst nicht. Würden wir auch nicht, angesichts des Todes. Erst als sie selbst Jesus gegenüberstehen, fassen sie wieder Mut. Erst wenn wir ihm begegnen, kann sein Licht unser Dunkel erhellen.

 

Soziales

24.790,21 Euro haben Sie in den letzten Tagen für unsere Pfarre in Gaza gespendet. Ich danke Euch aufrichtig dafür! Wir sehen täglich die Not der Menschen im Heiligen Land und wollen tun, was in unserer Kraft steht, um zumindest an einem Punkt konkret zu helfen. Gestern konnte ich mit meinem Kardinal hier, Pierbattista Pizzaballa, darüber sprechen. Er ist Euch ausgesprochen dankbar und war überrascht, dass uns gelungen ist, in so kurzer Zeit eine derart große Summe aufzustellen. Ein großes Vergelt´s Gott!

Einmal pro Woche kann das Patriarchat Gelder direkt an unsere Pfarre in Gaza-Stadt überweisen; nicht einfach, aber es funktioniert. Rund 650 Menschen müssen mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgt werden, angefangen bei Wasser und Brot. Die Versorgungslage wird immer drastischer; bestätigt mir auch der Pfarrer Gabriel Romanelli.

Im letzten Monat hatten wir sowohl jüdischen Kindern geholfen, die schwer traumatisiert sind nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober, als auch einer muslimischen Familie in unserer Nachbarschaft, deren drei Kinder bei einem Schwelbrand an einer Rauchgasvergiftung gestorben sind.

Einer guten Tradition folgend unterstützen wir im Fastenmonat Ramadan 30 muslimische Familien in der Westbank, denen oftmals das Nötigste fehlt, um mit ihren Kindern eine nahrhafte Mahlzeit bereitzustellen. Aus unserem Sozialfonds haben wir 3.000 Euro verwendet, um Care-Pakete zu organisieren: 3 kg Mehl; 3 kg Zucker, 2 kg Salz, 5 Liter Speiseöl, 3 Packungen Pasta, 5 kg Reis, 2 kg Linsen, 3 kg Milchpulver. Ihr seht schon an der Zusammenstellung: wahrlich kein Luxus und für 30 Familien ein großes Geschenk.

Öffentlichkeitsarbeit

Ostern und Weihnachten ziehen naturgemäß die Aufmerksamkeit der Medien ins Heilige Land; damit auch auf unser Österreichisches Pilger-Hospiz. Das ist gut und hilft uns auch. Aus Corona-Zeiten haben wir gelernt,  wie wichtig solche Kontakte und Auftritte sind. Je mehr wir wahrgenommen werden, desto größer kann unser Freundeskreis wachsen – desto mehr Freunde hat unser Hospiz für die großen Herausforderungen, die auf uns zukommen. Insofern habe ich es mir zur Angewohnheit werden lassen, keine Medienanfragen abzulehnen; ganz gleich „aus welcher Ecke“ sie kommen. Wenn es um „mein Haus“ geht, gebe ich gerne alles.

Das Wochenmagazin News hat in seiner letzten Ausgabe sogar die Titelgeschichte unseren Erfahrungen im Krieg gewidmet. Für den Kurier durfte ich einen Text am Karsamstag beisteuern und der Presse am Ostersonntag ein Interview geben. Am Montag in der Karwoche war ich zu Gast bei Guten Morgen Österreich und am Donnerstag davor bei „Talk im Hangar“. Ein dichtes Programm, bei dem auch ich viel Neues lernen durfte. Das eine oder andere finden Sie – bei Interesse – sicherlich noch online.

Werbevideo

Am Wochenende vor dem Palmsonntag findet in Kooperation mit der Caritas Vorarlberg unser Vorbereitungsseminar für die nächste Gruppe unserer Freiwilligen statt. Angefangen mit der Geschichte des Hauses über die Genese des Nahost-Konflikts bis hin zu Sicherheitsfragen und Freizeitgestaltung steht viel Inhalt und persönliches Kennenlernen auf dem dichten Programm. Für das kommende Jahr  suchen wir noch weitere Kandidaten.

Die aktuelle Gruppe im Haus hat sich deshalb eifrig ans Werk gemacht – unter der Federführung von Martin Schaumberger – ein kleines Werbevideo zum Freiwilligendienst in Jerusalem zu produzieren, das sich wirklich sehen lassen kann. Meine Bitte: Schauen Sie sich das an und verbreiten Sie es in unserem Familien- und Freundeskreis. Mein Hinweis: Ein solcher Freiwilligeneinsatz steht nicht nur wehrpflichtigen jungen Männern offen, sondern ist auch ohne Wehrpflicht denkbar und auch für Mädchen eine gute Option, Land und Leute hier kennen zu lernen. Wer politisch interessiert ist, kulturell begeisterungsfähig und religiös empfänglich, ist bei uns sicherlich ein Jahr lang an der richtigen Adresse.

Das Video können Sie hier aufrufen.

So helfen Sie uns:
Österreichisches Hospiz – Sozialfonds
AT43 1919 0003 0015 0125
BSSWATWW
Österreichisches Hospiz – Bauspende
AT17 1919 0004 0015 0124
BSSWATWW
Ich danke Ihnen sehr!
  
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