Newsletter Dezember 2023




Aktuelles

Wie eröffne ich, ohne zu wiederholen, was Sie ohnehin bereits wissen? Seit sieben Wochen keine Nachrichtensendung, in der das Heilige Land, in der der Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen nicht Thema wäre. Ich muss es Ihnen nicht erst sagen.

Für uns alle hier ist es eine herausfordernde Zeit. Kaum jemand, der nicht eine Meinung dazu hätte.Wie sollte man auch schweigen oder gar wegsehen angesichts des Massakers, eingedenk der vielen Toten auf beiden Seiten.

An dieser Stelle habe ich eine herzliche Bitte an Sie: Glauben Sie nicht sofort alles, was sie lesen oder sehen. In unseren Tagen herrscht auch ein Krieg der Bilder und Narrative.

Prüfen Sie bitte jede Information mehrfach. Und fragen Sie sich selbst immer wieder: Cui bono? Wem hilft es, wenn ich dieses oder jenes Tweet verbreite, kommentiere, nachplappere?

Wenn Sie am Thema interessiert sind, bilden Sie sich bitte Ihre Meinung, indem Sie allen qualifizierten Stimmen Gehör schenken. Und nicht nur jener, die Ihre eigene Meinung bestärkt.

Vor allem aber: Lesen Sie; prüfen Sie; fragen Sie oder schlagen Sie nach; recherchieren Sie!

Und wenn Sie zu einem Urteil für sich kommen, ist eines im Moment ganz bitter nötig. Auch wenn es schwer fällt: Schweigen Sie wenn möglich.
Denn: Cui bono? Wem genau, ist hier vor Ort, mit Ratschlägen aus der Ferne geholfen?

So bitter und tragisch die Lage im Heiligen Land seit dem 7. Oktober ist: Eine belastbare und dauerhafte Lösung können nur die beiden Konfliktparteien Israelis und Palästinenser selbst finden.

Wenn Sie immer noch etwas Sinnvolles tun wollen in diesen Tagen: Beten Sie! Kein Scherz; beten Sie!

Das hilft Ihnen, Ihre Gedanken zu sortieren. Das hilft Ihnen, auch Gott zu Wort kommen zu lassen in diesem Irrsinn und Elend. Das hilft uns allen, bedächtiger in unserer Wortwahl und vorsichtiger in unseren Vor-Urteilen zu werden.

Glauben Sie mir; oft erprobt und mannigfach bewährt. Cui bono? Ihnen selbst!

Ich traute meinen Augen kaum

Ich traute meinen Augen kaum. Vor drei Wochen kamen die ersten israelischen Gäste wieder in unser Café Triest. Und das hier, im arabisch-muslimischen Viertel der Altstadt. Damit hatte ich nicht gerechnet; vielmehr sitzt der Schock auf allen Seiten tief in den Gliedern. Keine Frage, aktuell haben wir keine Übernachtungsgäste; nur sehr behutsam kehren Gäste und Pilger zurück. In der letzten Woche kam der erste Übernachtungsgast aus Tschechien. Ich musste schmunzeln: Denn auch bei unserer Eröffnung 1863 war ein Pilger aus Prag unser allererster Gast.

Ich bin und bleibe wie immer zuversichtlich: Wir werden in der Advents- und Weihnachtszeit Gäste bei uns willkommen heißen und beherbergen können. Einzelreisende, vielleicht Freunde und deren Anhang; ganz sicher aber noch keine Gruppen.

Unsere Gruppen sind bis Ende des Jahres „durchstorniert“. Gruppen brauchen immer eine gewisse Vorbereitungszeit. Der Krieg dauert bereits zu lange, die Bilder sind zu schockierend, die uns in unseren Wohnzimmern erreichen, als dass sich jetzt eine Gruppe unbesorgt auf Pilgerreise begeben würde. Mit Beginn der Semesterferien im Februar aber ist sie wieder da: eine gute Buchungslage.

Einige Freunde haben dankenswerter Weise in dieser schwierigen Zeit für das Hospiz gespendet. Das freut mich persönlich sehr! Ich bin Ihnen und Dir ausgesprochen dankbar!

Das Jahr 2023 werden wir positiv abschließen; auch wenn das Plus am Ende geringer ausfallen wird: Es gibt keinen Grund zur Panik. UND: Ihre Freundschaft werden wir nicht ausnutzen zu diesem Moment. Wir schaffen das! Auch weil die ersten Monate des Jahres 2023 sehr gut waren.

Selbstverständlich sparen wir, wo es geht. Ein Aspekt ist hierbei, dass wir auf die Publikation des zweiten Halbjahresberichtes dieses Mal verzichten.

Auch deshalb, weil unser letztes Themenheft extrem positiv aufgenommen wurde. Es beschäftigt sich mit der Grabeskirche in Jerusalem, ihrer Geschichte und Gestalt.
Das freut mich sehr und gerne empfehlen wir Ihnen die Lektüre für die Advents- und Weihnachtszeit. Sie finden die Zeitschrift – wie auch alle bisherigen Magazine – online auf unserer Website www.jerusalempilger.at.

Rückkehr der Freiwilligen

Am letzten Wochenende (zum 27. November) sind unsere Freiwilligen („Auslandszivis“) nach Jerusalem in den Dienst in unserem Pilger-Hospiz zurückgekehrt.

Zu Beginn des Krieges sind 8 von 10 nach Hause geflogen, um bei ihren Familien und Freunden den weiteren Verlauf abzuwarten. Zwei Freiwillige sind zur selben Zeit freiwillig hier bei uns vor Ort geblieben. Zwei weitere Freiwillige werden ihren Dienst als Inlandszivildienst vollenden; auch das ist selbstverständlich in Ordnung. Eine solche Entscheidung muss angesichts der aktuell außerordentlichen Situation im Land selber für sich treffen.

Die Rückkehr der Freiwilligen erfolgte ebenso freiwillig wie sie auch unter den aktuellen Bedingungen zu rechtfertigen ist. Während in den ersten Tagen des Krieges auch Raketen auf Jerusalem gefeuert wurden, konzentrierte sich die Hamas jüngst auf Tel Aviv und Umgebung. Zudem muss ich fairerweise einräumen: Einen Krieg um und in Gaza kennen wir bereits aus der Vergangenheit; damit haben die Menschen hier zu leben gelernt: Tragisch wie es ist, braucht der Mensch auch einen Alltag, um weiter existieren zu können. Die Form also kennen wir, das Ausmaß allerdings ist erschreckend neu – angesichts der vielen Toten, Verletzten, der israelischen Geiseln und der palästinensischen Binnenflüchtlinge in Gaza selbst – aber auch jener Israelis, die aus dem Süden und Norden evakuiert werden mussten und fieberhaft auf ihre Rückkehr warten (müssen).

In all den Jahren hab ich kaum einen Zivi erlebt, der genauso heimgefahren wäre wie er hier – 12 Monate zuvor – ankam. Gerade in dieser Lebensphase zwischen Schule und Ausbildung passiert viel an persönlicher Reifung und Klärung. Gewiss, die Themen hier im Land sind andere als in Österreich; und auch mit einem Krieg vor der Haustür rechnet diese Generation nicht. All diese Themen werden für unsere Zivis zu Herausforderungen und Aufgaben, sich mit ihnen zu befassen. In unglaublich kurzer Zeit weiten sich Horizonte, die sich nicht mehr schließen lassen. 12 Monate im Heiligen Land bereichern in vielerlei Hinsicht: kulturell, politisch und auch religiös. Das sind gewiss EXTREMerfahrungen manchmal, aber auch extrem wichtige Erfahrungen für die eigene, höchstpersönliche Entwicklung.

Vorträge und Begegnungen

Lange vor dem Krieg hatte ich dem „Montagsforum Dornbirn“ ein Referat zugesagt; das Motto des Wintersemesters in diesem akademischen Format lautet aktuell „Grenzen“. Mein Thema: Grenzfragen und Identitäten innerhalb der Religionen des Heiligen Landes. Als der Krieg ausbrach hatten wir mit den Veranstaltern kurz überlegt, das Thema zu ändern; es lag auf der Hand, dass sich viele Teilnehmende für die aktuelle Lage im Land interessieren werden. Und so sollte es auch sein.

An einem Sonntagabend und einem Montagmorgen hatten sich in Dornbirn etwa 900 Menschen zu diesem Vortrag eingefunden. Auch für mich eine neue Erfahrung, vor so vielen Menschen sprechen zu dürfen.

Es kam wie gedacht: Die Fragen im Anschluss an den Vortrag (den zu beurteilen ich als Vortragender kaum das Recht habe; er wird nochmals im März im Bildungshaus Tainach zu hören sein und eventuell auch alsbald als Video auf unserem YouTube-Kanal zur Verfügung stehen) waren zahlreich und vor allem der aktuellen Lage gewidmet.

Besuch bei Sr. Bernadette

Sr. Bernadette feierte am 24. November ihren 75. Geburtstag! Auch für uns in Jerusalem und insbesondere für mich # ein besonderer Grund, an sie in Dankbarkeit und Freude zu denken und sie auch in Linz zu besuchen. Als Geschenk haben wir ihr ein Dart-Spiel zugedacht; eine durchaus sportliche Betätigung, die ihr hoffentlich Freude bereiten wird. Jedenfalls kein alltägliches Geschenk.

Herzlich wünschen wir Sr. Bernadette alles erdenklich Gute und Gottes reichsten Segen zum Geburtstag!

Besuch bei Landeshauptmann Stelzer

Landeshauptmann Thomas Stelzer hat sich persönlich immer wieder seit Kriegsbeginn bei uns in Jerusalem gemeldet und nach unserem Wohlergehen erkundigt. Die langjährige und tiefe Verbindung zwischen dem Hospiz und dem Land Oberösterreich rührt aus # der alljährlich stattfindenden Friedenslichtreise, die ich als Rektor begleiten darf. In diesem Jahr musste es wieder eine sehr schmale Variante werden; das Friedenslicht wurde auf dem Landweg nach Amman (Jordanien) gebracht und von dort dann weiter nach Wien.

Die Generalsanierung

Die Generalsanierung des Hauptgebäudes nimmt die ersten Schritte! Für 2024 ist die Trockenlegung des Kellergeschosses geplant, der Einbau einer Lüftung und der Umbau zu einem neuen und größeren Speisesaal.

Erst mit dem Ende der Kampfhandlungen können wir einen genaueren Zeitplan für die kommenden Wochen fixieren; aktuell ist es noch so, dass einzelne Handwerker und Bauunternehmer nicht die Altstadt von Jerusalem erreichen.

Der laufende Betrieb wird durch diese Maßnahmen nicht beeinträchtigt. Es ist primär ein neuer Speisesaal, den die Eröffnung des Zubaues Casa Austria notwendig gemacht hatte. Zum ersten war es die Pandemie und die ausgezehrten finanziellen Ressourcen, zum anderen nun der Krieg in Gaza, der den Beginn der Generalsanierung verzögert. Ausgearbeitete Pläne liegen bereits vor.

Reise nach Jerusalem

Advent ist die Zeit des Geschenke-Suchens. Rechtzeitig dafür ist der Nachdruck meines Buches „Reise nach Jerusalem“ erschienen; eine überarbeitete und kommentierte die Zeit der vier Sonntage vor dem Weihnachtsfest, vor dem Erscheinen des Sohnes Gottes als Menschenkind im Stall von Bethlehem. Es ist also nicht mehr der Moment des Geschehens selbst, sondern die Periode der Vorbereitung, der Einstimmung auf diesen Moment. Bereit machen und bereit halten sollen wir uns für das Eintreffen des Weltenherrschers.

Gewiss, die Geburt in Betlehem liegt schon geraume Zeit zurück und dennoch feiern wir sie alljährlich.
So wahr es ist, dass Christus bereits gekommen ist und nicht jedes Jahr aufs Neue kommen muss nach Betlehem, so wahr bleibt auch, dass er noch nicht zur Gänze angekommen ist in unserem Leben.

Nicht weil er sich zieren würde, sondern weil wir unsere Türen fest verschlossen halten. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit … meint die engen Grenzen unserer Ich-Bezogenheit, die keinen Nächsten, keinen Nachbarn, keine Liebe kennt.

Christus also, der schon erschienen ist, ihn müssen wir noch aufstrahlen lassen in unserem Leben. Das braucht Zeit; Zeit der Besinnung und der Einsicht. Deshalb die violetten Gewänder, Farbe der Buße und des Fastens, als Zeichen unseres in dieser Zeit stärkeren Bemühens um die Geburt Christi in unseren Herzen.
So bereitet Advent nicht nur äußerlich auf die Einstimmung auf einen bestimmten, einzelnen Feiertag vor, sondern muss unser Sein und Wollen zuinnerst ergreifen und verwandeln.


Buchcover

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